Auf den 1. Januar 2018 hin wird der elfköpfige Basler Universitätsrat für die kommenden vier Jahre neu zusammengestellt. Für die fünf Mitglieder, die dem Baselbiet zustehen, hat die Regierung erstmals ein Zeitungsinserat geschaltet; die Bewerbungsfrist läuft am 20. April – heute in einer Woche – ab. Der Baselbieter Co-Präsident der Juso Nils Jocher will sich für einen Sitz bewerben, wie er der bz verrät. Der 20-jährige Wirtschafts- und Soziologiestudent hat die Bewerbungsunterlagen, das Curriculum und ein ausführliches Motivationsschreiben, bereits bereitgestellt.

Univertrag schliesst Studis aus

Im Schreiben verweist Jocher darauf, dass die rund 13  000 Studierenden in Basel im obersten Entscheidgremium der Uni heute nicht vertreten seien. Auch würde er sich – «im Gegensatz zu Regierungsrätin Monica Gschwind» – für die Interessen der Baselbieter Bevölkerung einsetzen. Und diese sind laut Jocher ein gutes Bildungsangebot und ein möglichst hindernisfreier Zugang zu den Leistungen der Uni. «Der Unirat ist heute eine elitäre, ja beinahe aristokratische Gruppierung.» Darin sitzen neben den beiden zuständigen Regierungsräten Gschwind (FDP, BL) und Conradin Cramer (LDP, BS) Persönlichkeiten aus der regionalen Bildung und Wirtschaft, darunter auffallend viele Interessenvertreter der Life-Sciences-Industrie.

Allerdings: Der Frenkendörfer Jungpolitiker hätte sich die Mühe sparen können. Gemäss Paragraf 15 des Univertrags beider Basel dürfen Ratsmitglieder nicht der Universität angehören. Und als solche Angehörige gelten gemäss Petra Schmidt, der stellvertretenden Generalsekretärin in Gschwinds Bildungsdirektion, nicht «nur» die Mitarbeitenden, sondern auch die Studierenden. Von der bz darauf aufmerksam gemacht, schüttelt Jocher den Kopf: «Dass Studierende, die die Leistungen der Uni mitfinanzieren, ebenfalls ausgeschlossen werden, ist eine Frechheit.»

In Fribourg läufts ganz anders

Er betont, dass es einige Universitäten mit Studenten im Unirat gebe. So sitzt etwa im zwölfköpfigen Senat der Universität Fribourg ein vom Studierendenrat ernannter Vertreter. Überhaupt gelten in Fribourg andere Regeln als in Basel, dürfen dort doch im strategischen Gremium drei Professoren, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter und eine Mitarbeitende der Administration mitreden. Die Hälfte aller Mitglieder sind also Uni-Angestellte oder Studierende.

Nils Jocher wusste von Anfang an, dass das mit der Wahl nichts wird. Mal abgesehen von der erwähnten Unvereinbarkeitsregel: Zu kühn wirkt die Bewerbung des 20-Jährigen für einen Posten, für den gemäss Inserat eine «langjährige, erfolgreiche Berufspraxis» unabdingbar ist. Mit seiner chancenlosen Bewerbung will Jocher zum Umdenken anregen: «Ich würde es arrogant finden, wenn die Baselbieter Regierung oder andere Entscheidungsträger das Anliegen negieren würden, dass Studierende ein Mitspracherecht haben sollen und auf Augenhöhe in Entscheide einbezogen werden, die sie direkt betreffen. »

Er stelle das Know-how und die Erfahrung der vornehmlich älteren Ratsmitglieder nicht infrage. «Allerdings ist das Gremium sehr einseitig aufgestellt», sagt Jocher. Der Bereich Arbeitsmarkt sei überrepräsentiert. Auch sitzt im Unirat kein «Digital Native», also kein Vertreter jener Generation, die mit modernen digitalen Technologien aufgewachsen ist. «Für eine Bildungsinstitution, für die technischer Fortschritt und Innovation zentrale Werte sind, geht das doch nicht», findet er. Seine Unterlagen wird Jocher übrigens trotz der Ausschlussregel einreichen.
Hans-Martin Jermann, bz